Geologie

Der Friedewald ist der Rest eines zusammenhängenden Urwaldkomplexes, der sich einst von Seußlitz bei Diera-Zehren bis weit in das Elbsandsteingebirge und über die heutige Staatsgrenze hinaus erstreckte. Trotz der regen Siedlungstätigkeit der Menschen, die nachweislich bis in die Jungsteinzeit reicht, fiel der Wald der Rodung nie zum Opfer. Ein Grund dafür ist die geomorphologische Landschaftsform. Das Eisschild der Saale-Riß-Kaltzeit (300.000 bis 130.000 v.u.Z.) hatte hier ihren maximalen Vorstoß und hinterließ dabei die typische Kleinkuppenlandschaft, die geprägt ist durch einen kleinräumigen Wechsel aus Hügeln (anstehendes Gestein) und Senken (Versumpfung). Das erschwert eine landwirtschaftliche Nutzung technologisch und schmälert den Ertrag aus nährstofflichen Gründen. Solche Geländeformen sind deshalb heute meist die größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas. Neben dem Friedewald sind die Dresdner und Lausitzer Heide aus ähnlichen Gründen als Reste des Urwaldes erhalten.

Frühgeschichte

Besiedelt wurde der Friedewald bereits in der Jungsteinzeit (4500 – 1800 v.u.Z.), sowie in der Bronzezeit (1800 – 750 v.u.Z.). Dies belegen zahlreiche Funde, so aus der Kugelamphorenkultur. aus der ehemaligen Kiesgrube am Forsthaus Kreyern, heute Betriebsplatz der Wettinischen Forstverwaltung. Auch das nun ausgewiesene Gebiet des Bestattungswaldes der Naturruhe Friedewald ist in Teilen archäologisch bedeutsames Gebiet.

Hier wurden Steinhügelgräber der Bronzezeit (ca. 1000 v.u.Z.) nachgewiesen. Hierbei wurden faust- bis kopfgroße Steine aus Syenit und Granit mit einer Höhe bis zu 2,4 m aufgetürmt und dies mit einem Durchmesser von 4 bis 20 m. Diese Zeit der sogenannten Lausitzer Kultur der mittleren bis jüngeren Bronzezeit hatte bereits eine hohe Besiedlungsdichte mit Ackerbau, Viehzucht und Bronzeschmiedekunst. Es war auch in unserer Region die Zeit der Einführung von Einäscherungen. Im Totenbrauchtum herrschte die Brandbestattung vor, die Urne wurde auf den höchsten Punkt des Hügelgrabes positioniert. Diese Form ist hier bisher einmalig für das Totenbrauchtum der Lausitzer Kultur festgestellt worden. In der Regel wurden die Urnen innerhalb der Aufschüttungen der Hügelgräber positioniert. Gegen Ende der Bronzezeit (ca. 800 v.u.Z.) beginnt ein Wandel der Grabform. Das Hügelgrab verschwindet und stattdessen werden vertiefte Flachgräber auf großen Friedhöfen in der Bestattungskultur genutzt. Ein Wiederaufleben der Hügelgräber fand um 1.000 nach Christus bei den Ostslawischen Stämmen in der Region um Bautzen statt. Als die Slawen vor ca. 1.500 Jahren unser Gebiet bewohnten, war der Friedewald ein Grenzwald zwischen den Slawischen Stämmen. Damit war er nicht besiedelt und nur einzelne Wege durchzogen den Wald.

Grab

Foto: Rekonstruktion eines Hügelgrabes, nahe der Moselwiese

Mittelalter

Als die Mark Meissen 929 zur Stabilisierung des christianisierten Reiches gegen Slawische Völker gegründet wurde, war der Friedewald ein unbewohnter Grenzwald, ein sogenannter Bannwald. Zu Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen besonders zwischen deutschen, polnischen und böhmischen Herrschern diente er als Rückzugsgebiet und Fluchtort von Truppen, da hier keine kriegerischen Handlungen ausgeübt werden durften. Diese Zeit des Bannwaldes währte bis zum Frieden von Bautzen im Jahre 1031 zwischen Polen und der Mark Meissen. Daher entstand auch mit großer Wahrscheinlichkeit der Name Friedewald in dieser Zeit.

Im Verlauf der bäuerlichen Kolonisation im 12. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung in Sachsen sprunghaft an und es wurde großflächig Wald zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen gerodet. Von dieser Rodungsperiode blieb der Friedewald weitest gehend verschont. Lediglich Weilersiedlungen wie Kreyern, Krauschen und Ponewitz (heute die Bohnswiese) entstanden. Die zwei letzt genannten verfielen durch kriegerische Auseinandersetzungen und den Ausbruch der Pest im 15. Jahrhundert zu Wüstungen. Kreyern hingegen entwickelte sich von einem Hirtenlager weiter zu einem Dorf und wurde im Umfeld landwirtschaftlich genutzt.

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Karte: Teilausschnitt aus der großen Karte Georg Oeders vom Friedewald um 1570

Der Friedewald und die Wettiner

Als Markgraf Konrad der Große Mitte des 12. Jahrhunderts seine Besitzungen unter seinen 5 Söhnen aufteilte, erhielt Otto der Reiche als Nachfolger 1156 die Markgrafschaft Meissen und damit auch den Friedewald. Die erstmalige urkundliche Erwähnung des „Friedewaldes“ stammt aus dem Jahre 1326 als das vergebene Lehen des Gebietes von den Lehnsherren von Schönfeld wieder an die Wettiner zurück gegeben wurde. Aus dem Jahre 1337 ist urkundlich bekannt, dass die Lehnshoheit des Waldgebietes bei dem Stift Meissen lag, also in kirchlicher Hand war. Im weiteren Verlauf der Geschichte waren die Wettiner bemüht das Waldgebiet zusammen zu halten und so verfügte Markgraf Friedrich IV. 1414 in seiner Erbauseinandersetzung, dass das Gebiet nicht verkauft und behalten wird.

Der sächsische Herzog und spätere Kurfürst Moritz (1521 – 1553) war bekannt für seine Jagdleidenschaft und ließ 1542 in Moritzburg ein Jagdhaus errichten, welches unter Kurfürst August dem Starken dann weiter zum Schloss Moritzburg umgebaut wurde. Kurfürst Moritz erweiterte das Gebiet und behielt sich das Recht auf die hohe und niedere Jagd vor.

So formten über die nächsten 3 Jahrhunderte vorwiegend ökonomische und politische Interessen der Landesherrschaft den Wald mit dem vorwiegenden Nutzungsinteresse der Jagd.

Auch die Forstwirtschaft wurde geregelt und so bereits im Jahre 1543 die erste Holzordnung erlassen. Es erfolgte eine Einteilung in die Reviere Eisenberg, Kreyern und Steinbach.

Kurfürst August (1526 – 1586) war, wie fast alle Wettiner, ein passionierter Jäger und vergrößerte das Jagdgebiet weiter. Auf seinen Befehl wurde das Dorf Kreyern 1556 aufgehoben und die dort ansässigen Bauern umgesiedelt, da das Dorf nicht in das Konzept seines Jagdgebietes passte.

Bereits Ende des 17. Jahrhunderts begannen die Menschen ihre Umwelt planmäßig zu gestalten und diese zu strukturieren. Im Friedewald wurde 1691 ein Schneisensystem angelegt  und 1693 ein Tierpark eingerichtet. Wenig später entstand am Auer 1726 ein Wisentgarten.

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Karte: Jagdstern mit Schneisensystem zur Koordination von Jagden

Im Zug der neuen sächsischen Verfassung im Jahre 1831 wurde Sachsen eine konstitutionelle Monarchie. Der König (in der Zeit von 1806 – 1918 war Sachsen Königreich) verzichtete freiwillig auf seinen gesamten privaten Grundbesitz zu Gunsten des Staates Sachsen. Er pachtete das Gebiet zur Jagd und lies Hofjagden organisieren. Dies währte bis zum Ende des ersten Weltkrieges. Im November 1918 dankte der letzte sächsische König Friedrich August III. ab und ging ins Exil nach Schlesien auf sein Schloss in Sybillenort.

Mit dem Staatsvertrag von 1924 wurde der Friedewald und das Schloss Moritzburg wieder an das Haus Wettin übereignet. Prinz Ernst Heinrich (der jüngste Sohn des letzten Königs) bewirtschaftete den Wald bis 1945 und flüchtete dann vor den nahenden Russischen Armeen.

Der Friedewald wurde nach 1945 durch die Bodenreform wiederholt enteignet und an den Staat übertragen. Die Verwaltung des Friedewaldes ging 1952 an die zentrale Forstverwaltung der DDR.

War dieser Wald im eigentlichen Sinne über die Jahrhunderte eine Friedewald gewesen, wurde er in Teilen seit den 1960er Jahren für militärische Anlagen der sowjetischen Armee genutzt, welche erst endgültig 1992 beseitigt werden konnten.

Im Jahr 2002 kaufte Rüdiger Prinz von Sachsen, Urenkel des letzten sächsischen Königs das Revier Kreyern als Teil des Friedewaldes vom Staat zurück. Seit 2007 ist sein ältester Sohn, nach Abschluss des Studiums der Forstwissenschaften Betriebsleiter der Wettinischen Forstverwaltung. Seit 2010 verfolgt er das Ziel einen Bestattungswald im Friedewald zu realisieren und somit auch im Raum Dresden die Möglichkeit zu einer Naturbestattung anzubieten. Der Friedewald ist heute mit seinen gut markierten und ausgedehnten Wegesystem ein Naherholungsgebiet für Jedermann. Er ist vollständig Landschaftsschutzgebiet, enthält diverse zahlreiche Biotoptypen und ist in Teilen Flora – Fauna – Habitat oder Naturschutzgebiet. Somit erfüllt der Wald vielfältige Funktionen neben der klassischen Forst- und Jagdwirtschaft.